Tagung zur Finanzierung gemeinnütziger Arbeit lernt von Landshuter Projekt
Beim Fundraisingtag München im HVB-Forum der Hypo-Vereinsbank wurde das Bürgerhaus Landshut vorgestellt. In ihrem einstündigen Vortrag im großen Maximilian-Saal informierte die Vorsitzende der Bürgerstiftung Landshut, Anke Humpeneder-Graf, die zum Teil von weither angereisten Fachleute aus dem Non-Profit-Bereich. Im Vordergrund des mit „Eine Million für das Bürgerhaus“ betitelten Vortrags stand das Fundraising, bei dem zahlreiche Unternehmen beispielhaft für die Region Landshut zusammengewirkt haben.
Der Vortrag behandelte das sozialpädagogische Konzept des Hauses, die Akquise von Großspenden und zugleich die Mitnahme der Bevölkerung mit zahlreichen Kleinspendenaktionen. Auch die gelungene Einbindung großer Namen, wie den des Sternstunden e.V. oder des FC Bayern-München wurde thematisiert, außerdem die Partnerschaft mit der Stadt Landshut und dem Fußballverein FC Eintracht und nicht zuletzt die Hürden auf dem Weg zur Realisierung und der konstruktive Umgang mit den Rückschlägen.
Das Fundraiser-Magazin richtet den Kongress, bei dem neben Humpeneder-Graf auch Dr. Wilfried Vyslozil, der Vorstand der SOS-Kinderdörfer weltweit referierte, als „Tagung zur Finanzierung gemeinnütziger Arbeit“ alljährlich in München, Dresden, Potsdam und Gelsenkirchen aus. In seiner aktuellen Ausgabe veröffentlicht das Magazin eine Studie über die sog. „Major Giving Skills“, die Persönlichkeits- und Sozialkompetenzen, die man im Großspenden-Fundraising braucht. Diese Königsdisziplin des Fundraisings sei bislang noch sehr rar im deutschsprachigen Raum. Entsprechend viele Fragen wurden in der an den Vortrag anschließenden Diskussion an die Referentin gestellt. „Die professionellen Fundraiser im Publikum musste ich aber enttäuschen“, so Humpeneder-Graf, „weil unser Fundraising rein ehrenamtlich und komplett auf der persönlichen Ebene abgelaufen ist. Da war es vor allem wichtig, sich in die Augen zu schauen und sich gegenseitig zu vertrauen.“
Zum Bild (Foto: Paul Raphael Stadelhofer): Anke Humpeneder-Graf bei ihrem reich bebilderten Vortrag über das „Making-of“ des Bürgerhauses Landshut im Rahmen des Münchener Fundraisingtages.
Am Beispiel von Cindy Kruck und Simone Vacchiano lobt das ZEIT-Magazin Stiftungen in seiner Ausgabe vom Dezember 2013 die sinnvolle Arbeit der Bürgerstiftung Landshut im Bürgerhaus.
„Ein nachhaltiger Ort“
Analyse, Rückblick, Ausblick: Stifterforum 2013 erstmals im Bürgerhaus
Erstmals konnte Susanne Fischer, Stiftungsratsvorsitzende der Bürgerstiftung Landshut, im sechsten Jahr des Bestehens der Bürgerstiftung zum Stifterforum ins stiftungseigene Bürgerhaus einladen, wo sich die Besucher auch ein Bild von den räumlichen Möglichkeiten vor Ort machen konnten.
Eigentlich dient das alljährlich einberufene Stifterforum der Information der 114 Stifter über die Arbeit des Vorstandes. Aber es ist eine von Beginn an gepflegte Tradition bei der Bürgerstiftung Landshut, jeweils auch einen Gastreferenten einzuladen, der Kompetentes zu einem spezifischen – in der Regel sozialen – Thema zu sagen hat. In diesem Jahr war das Frau Prof. Dr. Mechthild Wolff vom Lehrstuhl Soziale Arbeit an der Hochschule Landshut. Das Interessante dabei: Mit einer 20-köpfigen Studentengruppe hatte sie sich ein Semester lang mit den Problemen der Bewohner in der Porschestraße auseinandergesetzt. Wolff berichtete vom Interessen- und Raumkonflikt, den man auf dem zentralen Spielplatz in der Porschestraße vorgefunden und zu dem man eine ausführliche Analyse erstellt habe. Das Wohnquartier bezeichnete sie als Viertel mit besonderem Entwicklungsbedarf.
Das Werden des Bürgerhauses von den ersten Planungsschritten bis zum aktuellen Status Quo stellte die Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Anke Humpeneder-Graf, in Ihrer Rechenschaftsablage anhand einer komprimierten Bilderfolge dar. Das Bürgerhaus, an dessen Realisierung in den vergangenen drei Jahren intensiv gearbeitet wurde, sei nicht einfach irgendein Projekt der Bürgerstiftung, sondern es sei ein nachhaltiger Ort, an dem zahlreiche weitere Projekte entstehen können bzw. bereits entstanden sind.
An die beiden Vorträge schloss sich eine lebhafte Diskussion über die Nutzung des Bürgerhauses an. Ziel des Hauses ist nicht zuletzt, im Wohnviertel eine Entzerrung zu ermöglichen. Dazu stellt das Haus in seinen Räumen Angebote zur Verfügung, welche von den Anwohnern aber auch für Feiern wie etwa Kindergeburtstage genutzt werden können. Die Sozialpädagogik-Professorin Wolff, deren Lehrgebiet erziehungswissenschaftliche Aspekte Sozialer Arbeit sind, konnte dazu weitere, interessante Anregungen geben.
Zum Bild (v.r.n.l.): Referierten beim Stifterforum 2013: Vorstandsvorsitzende Anke Humpeneder-Graf, Stiftungsratsvorsitzende Susanne Fischer, Sozialpädagogin Prof. Dr. Mechthild Wolff und Vorstandsmitglied Friederike Appold. Mit im Bild Bürgerhausleiterin Julia Witzke.
Unabhängig, transparent und gemeinwohlorientiert
239 Bürgerstiftungen in Deutschland tragen das Gütesiegel des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, darunter auch die Bürgerstiftung Landshut. Gütesiegel-Bürgerstiftungen entsprechen den „10 Merkmalen einer Bürgerstiftung“, die sie unter anderem zu Unabhängigkeit, Gemeinwohlorientierung, Transparenz und offenen Strukturen verpflichten. „Wir freuen uns natürlich, dass wir nun seit 2009, seit wir uns das erste Mal darum beworben haben, durchgehend positiv zertifiziert sind“, so Stiftungsvorsitzende Anke Humpeneder-Graf, die wie alle ihre Kollegen ehrenamtlich arbeitet. „Aber was dafür gefordert wird sehen wir nicht als Hürde, das sollte vielmehr eine Selbstverständlichkeit sein, wenn man mit dem Geld anderer Leute wirtschaftet.“
Die Initiative Bürgerstiftungen ist das unabhängige Kompetenzzentrum für alle Fragen zum Thema Bürgerstiftungen. Als Projekt des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen wird sie gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Robert Bosch Stiftung, der Breuninger Stiftung, der Körber-Stiftung, dem Generali Zukunftsfonds und der Dr. Jürgen Rembold Stiftung für bürgerschaftliches Engagement. „Bürgerstifter sind heute die größte Gruppe lebender Stifter“, sagt Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. „Wer in seinem Umfeld etwas bewegen will, ist bei Bürgerstiftungen bestens aufgehoben. Ein Vorteil ist ihre Offenheit – für Engagementwillige, neue Themen und kreative Projektideen. Ihre Unabhängigkeit schützt sie darüber hinaus vor Instrumentalisierung durch einzelne andere Akteure.“
2011 belief sich das Stiftungskapital der Bürgerstiftungen erstmals auf mehr als 200 Millionen Euro. Binnen eines Jahres ist es um mehr als 20 Millionen Euro gestiegen. Rund 15 Millionen Euro konnten die deutschen Bürgerstiftungen 2011 in das Gemeinwohl investieren. Der überwiegende Anteil davon stammt aus Vermögenserträgen, 5,7 Millionen Euro aus Spenden. „Dass mehr als ein Drittel der Mittel Spenden sind, zeigt, dass viele Bürgerstiftungen die Kunst beherrschen, projektbezogen Gelder einzuwerben. Sie genießen hohes Vertrauen und bekommen die Kompetenz zugeschrieben, Probleme pragmatisch zu lösen. Darüber hinaus offenbart es sich in Zeiten niedriger Zinsen als Vorteil, nicht allein von den Erträgen des Stiftungskapitals abhängig zu sein“, sagt Prof. Dr. Burkhard Küstermann, Leiter der Initiative Bürgerstiftungen. Besonders populär bei Bürgerstiftungen sind Projekte für Bildung, Erziehung und Jugend.
Im Gegensatz zu klassischen Stiftungen sind die finanziellen Mittel der Bürgerstiftungen nur ein Pfeiler ihrer Arbeit. Ihre Schlagkraft vor Ort beruht auch auf der Engagementbereitschaft der Akteure: 480.000 Stunden haben die Engagierten ihren Bürgerstiftungen im letzten Jahr gespendet. Noch immer werden 97 Prozent der Arbeit in Bürgerstiftungen ehrenamtlich verrichtet. In Deutschland gibt es rund 21.000 Bürgerstifter. Das geht aus der aktuellen Umfrage der Initiative Bürgerstiftungen hervor. Innerhalb der letzten sechs Jahre hat sich damit die Anzahl der Menschen, die sich finanziell an einer Bürgerstiftung beteiligen, fast verdoppelt. Die erste deutsche Bürgerstiftung wurde 1996 errichtet.
Stifterdinner mit dem kleinen Prinzen
Wie jedes Jahr im Oktober laden die Bürgerstiftung Landshut und das katholische Jugendsozialwerk auch heuer wieder zum Stifterdinner unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Hans Rampf. Es ist eine schöne Tradition, die sich seit Gründung der Bürgerstiftung nun zum sechsten Mal jährt.
Stifter, Freunde und Sympathisanten sind eingeladen, einen Abend bei Gaumenfreuden und guter Unterhaltung zu verbringen. Dafür wird der Speisesaal des Landshuter Jugendwohnheims wieder stilvoll und opulent geschmückt, und die Auszubildenden des integrativen Modells zeigen ihr Können im Service und in der Küche. Küchenchef Alois Vogl hat erneut ein passendes vier-Gänge-Menue kreiert.
Dass das Stifterdinner auch nach Fertigstellung des Bürgerhauses im Jugendwohnheim stattfindet, zeigt die enge Verbundenheit der beiden Häuser auch unter der neuen Leitung des katholischen Jugendsozialwerks, Ludwig Weber. Ganz neu in diesem Jahr ist indes die Mitwirkung von Bürgerhaus-Leiterin Julia Witzke, die gemeinsam mit Eva Lehrhuber für das Rahmenprogramm verantwortlich zeichnet. Mit den engagierten Kindern und Jugendlichen der Theatergruppe des Bürgerhauses werden sie Szenen aus dem „kleinen Prinzen“ von Antoine de Saint-Exupéry zur Aufführung bringen. Mit Unterstützung von Mamas und Ehrenamtlichen wurden auch die Kostüme und Requisiten selbst hergestellt. Passend dazu wurde als Thema der diesjährigen Veranstaltung die Sentenz aus dem kleinen Prinzen vorangestellt: „Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, sie macht deine Rose so wichtig.“
Termin ist der 31. Oktober, die Veranstaltung beginnt mit einem Sektempfang um 18 Uhr. Die Anmeldung erfolgt mit der Überweisung des Reservierungsbetrages von 60 Euro pro Person auf das Konto 6319 der Bürgerstiftung Landshut bei der Sparkasse Landshut (BLZ 74350000) unter dem Stichwort „Dinner“ und der Angabe der Anzahl der teilnehmenden Personen. Davon gehen 33 Euro je Teilnehmer als Spende an die Bürgerstiftung.
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